Das Gesellenstück hat im Schreinerhandwerk eine lange Tradition und stellt einen wichtigen Meilenstein in der Ausbildung zur Schreinerin und zum Schreiner dar. Dieses handwerkliche Meisterwerk ist mehr als nur ein Möbelstück; es symbolisiert sowohl die fachliche Kompetenz als auch die persönliche Entwicklung der angehenden Gesellen.
Das Gesellenstück ist der krönende Abschluss der Ausbildung und dient als ein Teil der praktischen Prüfungsarbeit. Hierbei müssen die Auszubildenden alle erlernten Fähigkeiten und Techniken anwenden, von der sorgfältigen Planung über die präzise Ausführung bis hin zur ästhetischen Gestaltung. Es bietet die Gelegenheit, Kreativität und handwerkliches Können unter Beweis zu stellen. Jedes Detail, jede Verbindung und jede Oberfläche wird genauestens begutachtet und bewertet. So demonstriert das Gesellenstück die technische Fertigkeit und das umfassende Wissen der Schreinerin und des Schreiners.
Neben der fachlichen Kompetenz spiegelt das Gesellenstück auch die persönliche Entwicklung des Auszubildenden wider. Es erfordert Durchhaltevermögen, Genauigkeit und ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Die Planung und Umsetzung eines solch anspruchsvollen Projekts fördern die Problemlösungsfähigkeiten und das Zeitmanagement. Der Stolz, das eigene Gesellenstück in den Händen zu halten, stärkt das Selbstbewusstsein und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Das Gesellenstück ist jedoch weit mehr als eine Prüfungsarbeit; es ist ein Symbol für handwerkliche Exzellenz und persönliches Wachstum. Wir gratulieren den Absolventinnen und Absolventen der Klasse BS TI 21 ganz herzlich zu ihrem Abschluss und laden Sie ein, die Gesellenstücke des Abschlussjahrgangs zu bewundern.
Anna Fischer, Schreinerei Fischer in Neustadt: Weinbar, Minibar aus Kirschbaumfurnier und Kirsche massiv.
Der Schrank ist mit zwei Koffertüren ausgestattet, so dass in die Tür auch Gläser oder Flaschen hineingestellt werden können. Innerhalb des Korpusses ist ein Schubkasten klassisch geführt mit Schloss und ein Weinregal aus Kirsche massiv untergebracht. Die Koffertüren werden mit Tectus Einlassbändern gehalten, die von außen nicht sichtbar sind. Von außen ist die Weinbar mit gefasten Lamellen gestaltet, die auch als Griffe verwendet werden können. Auf der Weinbar befindet sich eine Arbeitsplatte, auf der Getränke ausgeschenkt werden können. Der Korpus sitzt auf einem Gestell mit unterem Boden, um der Weinbar zusätzlich Stabilität zu verleihen, da die Türen mit Inhalt doch ein gewisses Gewicht aufweisen. Das Besondere: An der Innenseite der Türen befinden sich Weinglashalter, die mit der CNC-Maschine einzeln programmiert und anschließend ausgefräst wurden. Außerdem wurden Lederbänder in die Türen eingelassen, die den Inhalt der Tür stabil an Ort und Stelle halten. Anna Fischer ließ sich in einem befreundeten Weingut für dieses Möbelstück inspirieren und in der Pfalz kam diese Inspiration für sie ganz natürlich. Eine Weinbar sollte in keinem (Pfälzer) Haushalt fehlen.
Frederik Mork, Schreinerei Grund in Neustadt: Stehpult, Schreibpult mit Metallgestell und Korpus aus Kirsche Vollholz mit Schreibfläche mit Linolium.
Das Besondere: Der aufklappbare Korpus weist in geschlossenem Zustand eine schräge Fläche zum Ablegen eines Buches auf. Er ist ausgestattet mit zwei Kofferklappen zum seitlichen Aufklappen, so dass sich in geöffnetem Zustand eine flache Schreibfläche ergibt. Darunter befinden sich zwei Schubkästen, die hängend geführt sind. Für häufiges Arbeiten am Schreibtisch erweist sich ein Stehpult als gut geeignet um nicht immer nur zu sitzen. Frederik Mork erklärt, dass er auch den Entstehungsprozess von der anfänglichen Idee, bis zu verschiedensten Überlegungen, die teilweise auch wieder verworfen wurden, hin zum fertigen Möbelstück als sehr spannend empfunden hat. Darüber hinaus hat ihn auch der Anspruch gereizt, da das Möbelstück viele Schrägen aufweist, die baulich herausfordernd sind.
Philipp Eberspach, Schreinerei Jacob in Mutterstadt (Inhaber Thomas Hettich): Couchtisch.
Für die eigene Wohnung fehlt Philipp Eberspach noch ein Couchtisch. Er erklärt, dass er quadratische Formen als aufgeräumt und beruhigend empfindet, so dass er entschieden hat, seinen Couchtisch als zentrales Element des Wohnzimmers auch in dieser Form zu gestalten. Der Korpus des Tisches ist in Rüster furniert gestaltet. Rüster gehört als Holz zu einer bedrohten Art, so dass er sich auch aus ökologischen Aspekten für ein Furnier entschieden hat. Für die Front des Tisches hat er massive Esche gewählt, da dieses helle Holz einen schönen Kontrast zu der dunklen Rüster bietet. Das Besondere: Die Front besteht aus einem großen offenen Fach im unteren Bereich und einer dreigeteilten Front im oberen Bereich. Die Front wurde aus einer Eschenbohle herausgeschnitten, so dass der Faserverlauf von links nach rechts durchgehend ist. Die dreigeteilte Front besitzt links und rechts jeweils eine Tür, die mit Magneten gehalten werden, und in der Mitte gibt es einen Schubkasten, der mit Kulissenauszügen geführt ist. Der Schubkasten ist klassisch geführt, das Schubkastenvorderstück ist halbverdeckt gezinkt. Die drei Elemente besitzen an der Unterseite eingearbeitete Griffmulden, um aus ästhetischen Gründen auf Griffe verzichten zu können. Die Höhe wurde dabei mit dem goldenen Schnitt ausgerechnet und wirkt dadurch harmonisch. Den hinteren Bereich gestaltete Philipp Eberspach spiegelverkehrt zu dem Frontbereich und entschied sich ebenfalls für ein großes offenes Fach im oberen Bereich und unterteilte das untere Fach in drei einzelne Segmente. Eines der Segmente ist durch eine Klappe verschlossen. Das Furnier des Tisches läuft von links unten über die Fläche nach rechts, was handwerklich durchaus herausfordernd ist. Philipp Eberspach erklärt, dass es bei der Schreinerei Jacob eine Tradition sei, das Gesellenstück zu furnieren, der er sich anschließen wollte. Die Kanten seines Korpusses sind 30 Grad nach innen gefast, was dem Möbelstück einen modernen Look verleiht.
Dominik Öffler, Schreinerei Reuther in Neustadt: Messerschatulle aus Schwarznuss/amerikanischer Nussbaum geölt.
Als leidenschaftlicher Sammler von Taschenmessern wollte Dominik Öffler ein Ausstellungsstück für seine Messer bauen. Die Messerschatulle besteht aus einer Vitrine mit Ablagen, auf denen man Messer zur Schau stellen kann. Im unteren Bereich befindet sich ein Schubkasten, der in verschiedene Fächer unterteilt ist. Der Korpus der Messerschatulle ist mit Dübeln verbunden, der Schubkasten gezinkt. Der Deckel wurde auf Gehrung gemacht, mit Schlitz und Zapfen und einer eingenuteten Glasscheibe. Die Besonderheit: Amerikanischer Nussbaum erscheint Dominik Öffler ein besonders schönes Material, weil es etwas Edles hat, sich aber nicht aufdrängt.
Georg Hüppler, Frey Treppenbau in Schweighofen: TV-Möbel aus Vollholz Eiche.
Das TV-Möbel wird das bereits vorhandene Mobiliar in Georg Hüpplers neuer Wohnung perfekt ergänzen. Es besitzt zwei Türen und einen Schubkasten aus Vollholz Eiche, das geölt wurde. Die Kanten sind gebrochen und die Korpusecken mit Fingerzinken verbunden, die gefräst wurden. Die Türen sind gefälzt angeschlagen und mit jeweils einem Schloss ausgestattet. Dazu hat Georg Hüppler einen klassisch geführten Schubkasten mit Schwalbenschwanzzinken eingebaut. Die Besonderheit: Die beiden Fachböden und Mittelseiten sind mit einer kraftschlüssigen Verbindung in den Korpus eingelassen.
Lena Blank, Schreinerei Meier in Speyer: Skateboardschrank.
Die Idee einen Skateboardschrank zu bauen kam aus rein praktischen Gründen: die Skateboards standen einfach so in der Wohnung herum und können nun praktisch aufgehängt werden, was auch ihre verzierte Unterseite in den Blick rückt. Das Möbelstück ist aus Tanne in Vollholz gebaut, wurde kupferbraun gebeizt und geölt. Die Oberfläche wurde vorher gebürstet, so dass eine angenehme Haptik entstand. Die Unterseite des Schranks besteht aus zwei großen Fachböden, die ausreichend Platz für Schuhe für den Skateboardspaß bieten. Darüber gibt es eine Schublade sowie eine abschließbare Klappe. Das Besondere: Die Griffe der Schublade und der Klappe sind alte Skateboardachsen, die nicht nur individuell aussehen, sondern auch die Verbindung zu dem Thema des Möbelstücks schaffen.
Damian Wernerus, b.a.u.m.-natur in Kirrweiler: Massivholzkommode aus Eiche.
Damian Wernerus hat das Design seiner Massivholzkommode an die mid modern Möbel der Sechzigerjahre angelehnt und das Massivholz mit Linoleumfronten in olivgrün kombiniert. Entstanden ist die Idee der Kommode aus ganz praktischen Gründen, weil Damian Wernerus umgezogen ist und ein Möbelstück für seine Kleidung brauchte. Er hat die Kommode mit dem goldenen Schnitt ausgerechtet, damit sie harmonisch wirkt. Das Möbelstück besitzt drei Schubkästen mechanisch geführt und einen Schuhkasten klassisch geführt und gezinkt, die Tür hat versteckte Einfräsbänder. Auch die Schubkästen sind komplett aus Eiche. Die Füße sind auch leicht angeschrägt und etwas verjüngt. Das Besondere: Das Holz für seine Kommode hat Damian Wernerus von seinem Großvater geerbt und stellt daher ein Erinnerungsstück dar. Die Griffe sind aus massivem Messing, die er aus Flacheisen selbst angefertigt hat und die sich in das mid modern Design passend einfügen.
Mia Weichmann, Tischlerei Ullmann in Wachenheim: Sideboard aus Nussbaum massiv.
Mia Weichmann hat sich dafür entschieden als Gesellenstück ein Sideboard zu bauen, weil es sehr versatil ist und in verschieden Räumen seinen Platz finden kann. Das Sideboard ist komplett aus Massivholz gebaut und mit einer Schiebetür versehen. Diese besteht aus einzelnen schmalen Lamellen und auch der Rahmen wurde aus schmalen gefertigt, was der ganzen Tür Leichtigkeit verleiht. Um das Möbelstück leichter erscheinen zu lassen, hat Mia Weichmann sich entschieden ein Gestell aus MDF zu bauen, was das Sideboard schwebend wirken lässt. Das Besondere: Bei der Konstruktion wurden zahlreiche klassische Holzverbindungen verwendet. Um auch im wendet. Um auch im Innenleben ein paar Details einzubringen, setzte sie Ahornakzente, die einen anschaulichen Kontrast zu dem dunklen Nussbaumholz herstellen.
Miloš Giloi, Schreinerei Oliver Haub in Haßloch: Hängeschrank Anrichte aus Ahorn und geräucherter Eiche.
Miloš Giloi wollte in seinem Gesellenstück einen Hell-Dunkel-Kontrast unterbringen und findet geräucherte Eiche sehr ansprechend. Als Kontrast dazu bietet sich Ahorn sehr gut an. Das Besondere: Die Grundidee war mit möglichst viel Handarbeit und wenig mit Maschinen zu arbeiten. Außerdem war es ihm wichtig, wenig metallische Beschläge und dafür klassische Holzverbindungen zu verwenden. Daher entschied er sich dafür Streben mit gerundeten Keilen zu nutzen, wenn auch in abgewandelter Art. Dadurch ist es möglich, das gesamte Stück wieder auseinander zu bauen. Die einzigen verleimten Bauteile sind die Rahmentüren und die Hirnleisten, die in die Platten eingelassen sind. Auch die Schubkastenführung kann man aus der Platte herausziehen, denn sie sind eingegratet.
Manuel Sauter, Schreinerei Eberhard in Neustadt: Weinschrank aus Eiche Vollholz.
Oben rechts befindet sich ein Korpus mit einer verglasten Tür, der zum Verstauen von Gläsern gedacht ist, die dadurch vor dem Einstauben geschützt sind. Im Regal links daneben ist Platz um Weinflaschen hinein zu stellen und daneben rechts befindet sich ein Korpus mit Schubkasten, der Platz für diverse Accessoires bietet. Das Besondere: Zur optischen Aufwertung hat Manuel Sauter die Verbindungsklötzchen aus Eiche in dem Gestell um 45 Grad gedreht und die Stäbe versetzt. Dadurch wird der quadratische Eindruck der Korpusse aufgelockert. Die Entscheidung für einen Weinschrank kam ganz natürlich, wie Manuel Sauter berichtet. Da wir in einer riesigen Weinregion leben, erscheint es ihm stimmig und passend zu der lokalen Kultur.
